FAQ
Begriffsklärung
Die Begriffsdefinitionen wurden im Dissens-Projekt „Intersektionale Gewaltprävention“ erarbeitet und werden kontinuierlich erweitert.
Doing Gender
[...] um Gender zu "machen" [...] muss man Verhaltensweisen offenbaren auf das Risiko hin, dass das Geschlecht überprüft wird. (West/Zimmerman 1991, 23). Doing Gender ist die Herstellung von Geschlecht in alltäglichen Handlungen zwischen Menschen. In diesen Interaktionsprozessen wird Gender dargestellt, von anderen erwartet und angenommen. Deshalb ist Gender nicht statisch.
West, C./Zimmerman, D. H. (1991): Doing Gender, in: Lorber, J./Farrell, S. A. (Eds.): The Social Construction of Gender, Newbury Park, 13-37
Gender
Bei Gender handelt es sich um die soziale und kulturelle Konstruktion der Geschlechtsidentität. In einer Kultur der Zweigeschlechtlichkeit ist dies meist männlich oder weiblich, auch wenn andere Geschlechter existieren (u. a. Hermaphrodit_innen, Transgender-Menschen, etc.). Geschlechtsidentität ist das Selbstkonzept einer Person männlich oder weiblich (oder ein anderes Geschlecht) zu sein, es kann aber auch verwendet werden, um sich auf das Geschlecht zu beziehen, dass andere Leute einem Individuum zuschreiben, meist auf körperlichem Aussehen, Sozialisierungsprozessen und kulturellen Werten basierend.
Geschlechtervielfalt
"Männlichkeit ist eine Verhaltensantwort auf bestimmte Bedingungen und Situationen, an denen Männer teilnehmen, es existieren verschiedene Typen von Männlichkeit in der Schule, in der Jugendgruppe, auf der Straße, in der Familie und am Arbeitsplatz. Mit anderen Worten stellen Männer Männlichkeiten je nach sozialer Situation, in der sie sich befinden, her." (Messerschmidt 1993: 81, 83, in Spindler 2006: 83/84).
Hegemoniale Männlichkeit (Connell, 1995) ist das normative Ideal von Männlichkeit, das Männer als Ziel haben und Frauen wollen sollen. Charakteristiken, die mit hegemonialer Männlichkeit assoziiert werden, sind Aggressivität, Stärke, Antrieb, Ambitionen und Selbstvertrauen. Hegemoniale und marginalisierte Formen von Maskulinität werden durch Wettbewerb generiert und verursachen einander.
Weiblichkeit bezieht sich auf Qualitäten und Verhalten, dass durch eine bestimmte Kultur als Ideal dargestellt wird oder als besonders angemessen für Frauen und Mädchen gilt. Femininität bezieht sich prinzipiell auf sozial erworbene Persönlichkeitseigenschaften und sekundär auf die körperlichen Geschlechtscharakteristiken. In der westlichen Kultur wurde Weiblichkeit traditionell mit Besonderheiten wie Sanftheit und Geduld dargestellt.
In patriarchalen Kulturen werden Weiblichkeit und Frauen als "das bzw. die Anderen" und Untergeordnete betrachtet, während männliche Werte die Norm darstellen. Aus unserer Sicht zeigt die fortwährende Existenz von intersexuellen oder transgender Menschen bzw. Gesellschaften mit mehr Geschlechtern als nur Männern und Frauen, dass Zweigeschlechtlichkeit eine soziale Konstruktion und Gender selbst ein Bereich von ständigen Veränderungen und Kämpfen ist.
Connell, R.W. (1995): Masculinities,
Cambridge
Messerschmidt, J. W. (1993):
Masculinities and Crime. Maryland
Spindler,
S. (2006): Corpus delicti. Männlichkeit, Rassismus und Kriminalisierung im Alltag von
jugendlichen Migranten, Münster
Gewalt
Im ersten "World Report on Violence and Health" (2002) hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Gewalt definiert als "den absichtlichen Gebrauch von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichem Zwang oder physischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft, der entweder konkret oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklung oder Deprivation führt." (WHO 2003, S. 6)
Eine andere Definition konzentriert sich auf die Perspektive der Opfer: "Interpersonelle Gewalt ist jede Aktion einer anderen Person, durch die mir Schaden zufügt wird und von der ich annehmen muss, dass sie mir auch Schaden zufügen sollte oder zumindest Verletzungen mit vorsätzlicher Blindheit akzeptiert werden. (aus der deutschen Pilotstudie: Gewalt gegen Männer, BMFSFJ 2004, S. 16)
Eine ganz andere Bedeutung bekommt Gewalt, wenn der Begriff benutzt wird, um den Gebrauch von (legaler) politischer Gewalt, die z. B. von der Polizei oder militärischen Kräften ausgeübt wird, zu bezeichnen.
Die Perspektive auf Gewalt, wie sie im Rahmen von Intersektionale Gewaltprävention entwickelt wurde, versucht alle Formen von Gewalt, die eine Person betreffen, zu kombinieren und zu reflektieren. Da Intersektionalität ein Ansatz ist, der die individuelle soziale Zugehörigkeit und die strukturellen Bedingungen in ihren Überlappungen in Betracht zieht, ist eine Kombinationsanalyse der verschiedenen Formen von Gewalt ein wichtiges Thema des Projekts.
WHO (2002): World report on violence and health.
Weltbericht Gewalt und Gesundheit Zusammenfassung, 2003.
BMFSFJ (2004): Gewalt gegen Männer (Violence against men).
Personale Gewaltwiderfahrnisse von Männern in Deutschland
Gewaltprävention
Gewaltprävention umfasst Konzepte, die helfen sollen, gewalttätige Konflikte zwischen Personen und Gruppen zu vermindern oder ihnen vorzubeugen. Es gibt sehr allgemeine Aktivitäten, die auf eine Veränderung des individuellen, kommunikativen und/oder interaktiven Verhaltens der einzelnen Personen abzielen; diese setzen oftmals ein, bevor überhaupt etwas Gewalttätiges passiert ist, um in der Lage zu sein, Konflikte ohne Gewalt zu lösen und das Selbstbewusstsein eines Menschen zu stärken. Andere Konzepte der praktischen Gewaltprävention arbeiten sehr konkret mit besonderen (Gruppen von) Täter/innen oder Opfern, um gewalttätige Situationen zukünftig zu verhindern.
Hegemonie
Nach Antonio Gramsci ist Hegemonie ein Konzept, in dem eine Klasse oder Gruppe über andere regiert, in dem sie in der Lage ist, ihre eigenen Interessen so zu formulieren, dass sie als die allgemein, gesellschaftlichen Interessen erscheinen und als Konsens darzustellen. Somit entsteht eine Hegemonie oft ohne Anwendung von direkter Gewalt, sondern durch einen erfolgreich durchgesetzten Autoritätsanspruch (natürlich wird dennoch Gewalt angewendet, um diesen zu realisieren und stabilisieren).
Jugend/Jugendliche/r
Jugend ist die Phase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter. Die Jugend ist eine Zeit der
Orientierung für Neubestimmungen.
Das Alter, in dem ein Mensch als "Jugendliche/r"
angesehen wird und dadurch speziellen (Jugend)Gesetzen sowie einer besonderen Behandlung
durch die Gesellschaft unterworfen ist, variiert auf der Welt. Das Projekt Intersektionale
Gewaltprävention konzentriert sich auf Kinder und Heranwachsende zwischen 12 und 21 Jahren.
Jugendarbeit
Jugendarbeit stellt die Schaffung eines Raums dar, in der sich junge Menschen in informellen pädagogischen Aktivitäten engagieren können. Zu den verschiedenen Arten von Jugendarbeit gehören offene Jugendarbeit (z.B. in Jugendzentren) sowie schulische und außerschulische Angebote der Sozial- und Bildungsarbeit.
Peer-Gewalt
Peer-Gewalt ist Gewalt von Kindern und Jugendlichen gegen andere Kinder und Jugendliche, meistens aus der gleichen Altersgruppe (Peer-Group).
Soziale Gerechtigkeit
Soziale Gerechtigkeit ist eine Forderung und eine Vision, die in manchen sozialen Bewegungen und politischen Konflikten erhoben wird. Es geht dabei darum, unter Berücksichtigung von Unterschiedlichkeit soziale Gleichheit herzustellen und unterschiedlichen Perspektiven in einer Gesellschaft Gehör und Gewicht zu verschaffen.
Organisatorische Fragen
Wie kann ich mich zu einer Fortbildung anmelden?
Wer kann an den Fortbildungen teilnehmen?
Die Fortbildungsreihe richtet sich an alle LehrerInnen und SozialpädagogInnen in allen Phasen der schulischen Ausbildung, unabhängig von ihrem Geschlecht.
Was muss ich tun, wenn ich an einem Fortbildungsmodul nicht teilnehmen kann?
Falls Sie an einem Fortbildungsmodul nicht teilnehmen können, informieren Sie bitte frühzeitig Ihre/n Trainer/in oder schreiben Sie eine E-Mail an info@jungenarbeit-und-schule.de. Materialien zu den einzelnen Modulen finden Sie in unserem Lernraum.
Wie bekomme ich ein Kennwort für den Lernraum?
Unser Lernraum ist als Austauschforum für die Teilnehmer/innen unserer Fortbildungen gedacht. Die Teilnehmer/innen erhalten ihr Kennwort während des ersten Fortbildungsmoduls.
Was kann ich tun, damit die Fortbildung auch in meinem Bundesland angeboten wird?
Unsere Fortbildung findet in enger Zusammenarbeit mit den Weiterbildungsträgern für Lehrer/innen in den einzelnen Bundesländern statt. Ziel unseres Projektes ist es, dass die Fortbildung auch nach Projektende von diesen Trägern angeboten wird. Falls Sie Interesse an unserer Fortbildung haben, diese aber nicht in Ihrem Bundesland angeboten wird, wenden Sie sich bitte direkt an den für Sie zuständigen Weiterbildungsträger und bitten ihn, Kontakt mit uns aufzunehmen. Wir klären dann, ob eine Kooperation möglich ist.