Von der Freiheit, nicht männlich sein zu müssen

Berlin, 14.07.2010

Neue Fortbildungsreihe schult Lehrer_innen und Pädagog_innen in geschlechterreflektierter Jungenarbeit / Projekthomepage jetzt online

Die Homepage des Bildungsprojektes „Jungenarbeit und Schule“ ist jetzt online. Unter www.jungenarbeit-und-schule.de finden Interessierte Informationen zum Fortbildungsangebot des Projektes und zum Konzept der Jungenarbeit. Zusätzlich werden Informationen zu den Themen „Jungen und Bildung“, „Jungen und Männlichkeit“, „Jungen und Beruf“ sowie „Jungen und Rechtsextremismus“ angeboten. Im Serviceteil stehen Literatur- und Veranstaltungstipps, Links zu weiteren Projekten zum Thema und ein Glossar zur Verfügung. Die Fortbildungsreihe des Projekts „Jungenarbeit und Schule“ vermittelt Lehrer_innen und Pädagog_innen praxistaugliche Konzepte für eine geschlechterreflektierte Arbeit an der Schule. Sie wird vom Bundesprogramm „Xenos - Integration und Vielfalt“ gefördert und ist daher für die Teilnehmenden kostenfrei. Vermittelt werden praktische wie theoretische Grundlagen in Sachen geschlechterreflektierte Jungenarbeit. Lehrerinnen, Lehrer und sozialpädagogisch Tätige werden durch die Fortbildung dazu befähigt, den Druck zu erkennen, dem Jungen durch Männlichkeitsanforderungen ausgesetzt sind, Jungen in ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmen, problematische Verhaltensweisen von Jungen zu verstehen und sinnvolle geschlechterreflektierte Angebote für Jungen zu entwickeln. Das Projektteam diskutiert mit den Teilnehmenden Ergebnisse der Geschlechterforschung ebenso wie Ziele und Arbeitsweisen der praktischen Jungenarbeit. Darüber hinaus werden Praxisprojekte entwickelt, erprobt und gemeinsam bearbeitet. Der Hintergrund für die Fortbildungsreihe: Spätestens seit PISA gelten Jungen als Bildungsverlierer, die zudem oft durch gewaltvolles und störendes Verhalten im Schulalltag auffallen. Auch wenn diese aktuellen Debatten verkürzt seien, lenken sie doch den Blick auf die geschlechtsspezifischen Gründe für das Verhalten von Jungen, beispielsweise die Orientierung an unerreichbaren Männlichkeitsbildern, so eine These des Projektes. „Jungen machen nicht nur Probleme, sie haben auch eine Menge Probleme, beispielsweise mit schulischen Leistungsanforderungen oder als Opfer von Gewalt. Viele dieser Schwierigkeiten haben ihren Kern in einer Orientierung an idealisierten Männlichkeitsbildern“, so Bernard Könnecke vom Projekt „Jungenarbeit und Schule“, der als wissenschaflticher Mitarbeiter bei dem Berliner Institut Dissens e.V. beschäftigt ist. Jungen stünden unter einem erheblichen Druck, sich wie ein „richtiger“ Junge verhalten zu müssen, also cool, unabhängig und souverän zu sein. Fleißig und sorgfältig zu sein, Schwächen zu zeigen und sich Hilfe zu holen sei schwer mit traditionellen Männlichkeitsbildern vereinbar. Dies werde Jungen spätestens in der Schule zum Nachteil, so Könnecke weiter. Nicht zuletzt gehe traditionelle Männlichkeit mit der Anforderung an Jungen einher, anderen Jungen und Mädchen gegenüber überlegen sein zu müssen, was sich auch in Abwertung und gewalttätigen und diskriminierenden Verhaltensweisen niederschlage - gegenüber Mädchen, Jungen und Angehörigen gesellschaftlich diskriminierter Minderheiten. Geschlechterreflektierte Jungenarbeit in der Schule unterstützt Jungen und männliche Jugendliche darin, traditionellen Männlichkeitsvorstellungen nicht länger entsprechen zu müssen, sondern eigene Wege zu suchen, wie sie als Junge oder Mann leben wollen. Wenn eine geschlechterreflektierte Jungenarbeit Jungen und männlichen Jugendlichen die Möglichkeit bieten könne, sich nicht an normativen Männlichkeiten zu orientieren, dann wirke sie im besten Sinne präventiv in Bezug auf rechtsextreme Einstellungen und Handlungsmuster - so eine weitere These des Projekts. Die achttägige Fortbildungsreihe wird bis 2012 in acht Bundesländern von Mitarbeiter_innen des Berliner Instituts Dissens e.V. (www.dissens.de) durchgeführt, einem Beratungs-, Bildungs- und Forschungsinstitut mit den Arbeitsschwerpunkten Geschlechterverhältnisse, Männlichkeit und Jungen. Die Fortbildungen finden in Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein in Kooperation mit den für die schulische Weiterbildung zuständigen städtischen und Landeseinrichtungen statt. Weitere Kooperationspartner von „Jungenarbeit und Schule“ sind die Amadeu Antonio Stiftung, das Projekt „Neue Wege für Jungs“ sowie die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin. Die Förderung des Projekts erfolgt im Rahmen des Bundesprogramms „Xenos - Integration und Vielfalt“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds. Ansprechpartner:
Dissens e.V. - Projekt „Jungenarbeit und Schule“
Bernard Könnecke, Klaus Schwerma
Tel.: 030-54987540
E-Mail: info@jungenarbeit-und-schule.de 

Informationen und Kontakt

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Dissens e.V., Berlin
Allee der Kosmonauten 67
12681 Berlin
Tel.: 030-549875-40
Fax: 030-54987531
E-Mail: info@jungenarbeit-und-schule.de